Blog

Die Bahn kommt... nicht an!

Avatar of admin admin - 31. May 2008 - Deutschland

Morgens war die Welt noch in Ordnung. Der ICE nach Hamburg kam pünktlich in Berlin an und wir kamen in Hamburg mit lediglich 10 Minuten Verspätung an, die wir den Baustellen am Hamburger Hauptbahnhof verdankten, wie mir ein mitreisender Bahnangestellter versicherte.

In Berlin hatte ich mir verschiedene Optionen für die Heimfahrt von Hamburg nach Saarbrücken geben lassen und so wusste ich, dass ein ICE um 16:24 einer um 17:24 und der letzte um 18:24 Uhr ging. Der um 16:24 war zu knapp, der um 17:24 Uhr hatte keinen guten Anschluss und ich wäre letztendlich nur 10 Minute früher in Saarbrücken gewesen. Also war ich um 18:24 Uhr pünktlich im Hamburger Hauptbahnhof und der ICE Richtung Frankfurt fuhr auch pünktlich ab. Bis Fulda ging dann ach alles glatt sieht man mal von einer einfallenden Horde Jugendlicher in den ICE ab, die gleich einen ganzen Wagen räumten mit angeblich reservierten Plätzen.

Kurz hinter Fulda blieb der Zug dann plötzlich stehen und es war stockdunkel. Im IT Kleinkind Abteil, in dem ich inzwischen mit einer Medizinstudentin, die, wie ich, an ihrem Mac arbeitet und einem Vertreter, der sich DVDs mit einem Ipaq anschaute, dachten wir zuerst wir sind in einem Tunnel. Leider stellte sich das als Irrtum heraus und die Durchsage, wir werden nach Fulda zurückgeschleppt ließ nichts Gutes erahnen. In Fulda standen wir dann erstmals, dort wurden erst mal ICEs gesammelt. Als dann der 4. ICE ankam war kam die Durchsage, wir mussten den ersten ICE räumen. Also versuchten wir in den ICE auf dem Gleis gegenüber zu kommen, dessen Weiterfahrt sich auf unbestimmte Zeit verzögerte, wie immer wieder über Lautsprecher kam. Unser ICE fuhr dann in die Richtung ab, aus der wir kamen und mit ihm die Logistik, die für die mittlerweile 2500 Menschen auf dem kleinen Bahnhof dringend benötigt wurde.

Beim Versuch etwas zu Essen und zu Trinken zu kaufen erfuhr ich dann zufällig, dass ein Zug nach Richtung Frankfurt fahren sollte. Also schnell wieder hoch, den Koffer und die Anderen holen und auf das entsprechenden Gleis. Der Zug wurde nirgends offiziell angekündigt und war dementsprechende leer, wurde allerdings an den nächsten Kleinbahnhöfen aufgefüllt. Der Zug endete wie angekündigt in Langensebold. (Da fiel uns allen der Titel es fährt ein Zug nach nirgendwo ein) Dort standen viel zu viele Menschen auf dem viel zu kleinem Bahnhof im nirgendwo. Der Tunnel im Bahnhof war zu allem Überfluss noch Knöcheltief überflutet und der versprochene Schienenersatzverkehr (bei Normaldeutschen auch Bus genannt) war natürlich nicht da und so standen wir im nirgendwo und mussten telefonisch ein Taxi organisieren und dann auch abfangen, vor alle den Anderen!

Zu Viert, mit meinen Leidensgenossen aus dem IT Abteil und einer Bekannten der Studentin ging es dann nach Frankfurt zum Hauptbahnhof. Dort sollte um 2:24 Uhr ein ICE Richtung Mannheim fahren. Der dortige Service Point war hoffnungslos überlaufen und so beschlossen wir etwas zum trinken kaufen zu besorgen. Um 2:24 Uhr kam dann die Durchsage, der ICE ist 10 Minuten zu spät! Und tatsächlich fuhr kurz vor 2:40 Uhr ein ICE unter Beifall in den Hauptbahnhof ein.

Der Schaffner im Zug war eigentlich nur noch daran interessiert möglichst wenig aufzufallen, fragte aber noch nach den Fahrkarten, wollte die aber nur noch im vorbeigehen sehen. Natürlich wurde er aufgehalten und gefragt, wie es den weiterging. Für mich hatte er nur den Hinweis, ich sollte in Mannheim am Service Point nachfragen, wie ich nach Saarbrücken komme und auch sonst hatte er erschreckend wenige Informationen, wie es den wohin weitergeht. In Mannheim angekommen, gab es dann die nächste unangenehme Überraschung. Der komplette Bahnhof war zu! So gab es auch keinen Service Point an dem man was nachfragen konnte und man war nachts um 3 Uhr auf sich gestellt. Ich wusste, dass bis morgens um 6 Uhr nichts mehr in meine Richtung geht und dann würde ich in Kaiserslautern eine weitere Stunde warten. Also fragte ich noch ein paar umstehende, ob sie Richtung Kaiserslautern/ Saarbrücken müssten, hatte aber keinen Erfolg. Also nahm ich mir alleine ein Taxi, was bis nach Saarbrücken mehr als das Doppelte der Bahnfahrkarte Hamburg ? Saarbrücken kostete. Immerhin war ich dann um 5:15 Uhr endlich daheim angekommen.

 

Liebe Bahn AG.

Sie können sicher nichts dafür, dass es Unwetter gibt und das Bäume und andere Gegenstände auf die Gleise fliegen und die Oberleitungen abreisen. Dafür mache ich ihnen keinen Vorwurf, sehr wohl aber für die mangelnden bzw. nicht vorhandene Informationspolitik und das schlichtweg katastrophale Krisenmanagement. Wir leben im Zeitalter der Information und die Mitarbeiter der Bahn hatten keine. In Fulda standen sie in Trauben zusammen, wahrscheinlich um sich gegenseitig um schützen. Obwohl ihre Funkgeräte permanent quäkten hatten sie weniger Informationen, als die Reisenden die sich immer per Handy informierten. Somit konnten sie auch keine Informationen weitergeben und das Chaos nahm seinen Lauf. Es ist weder möglich mitten in der nach 2500 Menschen in Fulda in Hotels unterzubringen und es war der Bahn AG aus nicht nachvollziehbaren Gründen offensichtlich auch nicht möglich Schienenersatzverkehr für die beschädigten Teilstrecken einzurichten. Unmöglich finde ich aber dann den Verweis auf Bahnhöfe, die längst geschlossen sind bzw. das diese Bahnhöfe geschlossen werden, im sicheren Wissen da kommen noch Hunderte, die liegengeblieben sind.

 

Fazit:

 

Bei der Bahn gibt es offensichtlich kein funktionierendes Krisenmanagement, welches solche Fälle effizient und schnell löst und auch im Zeitalter der Informationstechnologie, weiß niemand irgendetwas was nicht in einem Fahrplan sowieso steht, der aber situationsbedingt schon lange keine Gültigkeit mehr hat. Hier kann man z. B. von den Amerikanern einiges lernen, die solche Situationen viel spontaner und besser managen anstatt einfach das normale Programm abzuspielen, festzustellen, dass das nicht funktioniert und dann plan- und hilflos dazu stehen, wie es die Bahn vertreten durch ihre Mitarbeiter tut.

 

P.S: Mittlerweile hat die Bahn die Taxifahrt Mannheim- Saarbrücken bezahlt! An dieser Stelle Danke, auch wenn ich für die Gesamtreisekosten bequem in knapp 2 Stunden hätte fliegen können.

Die Kommentarfunktion ist für diesen Artikel deaktiviert.

0 Kommentare